Als Kfz-Unternehmer müssen Sie heute viel mehr wissen als in den letzten 30 Jahren. Das liegt zum einen daran, dass sich die Fahrzeugtechnologie geändert hat und die Entwicklung weiter voranschreitet. Der andere, und eigentlich viel ausschlaggebendere Punkt, ist die durch die technische Entwicklung, die Globalisierung und die Digitalisierung beeinflusste Marktveränderung.
Fahrzeugtechnologie und Anforderungen
Seit Einführung von EU 5 Fahrzeugen (EZ 2009 ff.) kommen Kraftfahrzeuge in den Markt, die sich nach Herstellervorgaben nur dann warten, reparieren und instandsetzen lassen, wenn ein Zugang zum Fahrzeughersteller besteht. Über diesen lassen sich sowohl z.B. die notwendigen tagesaktuellen Informationen zu Feldmaßnahmen, Rückrufen, tagesaktuellen Wartungsplänen, Reparatur- und Instandsetzungsleitfäden abrufen, als auch geführte Fehlersuchen, Freischaltungen, Codierungen, SVM (Software-Versions-Management) und viele weitere vom Fahrzeughersteller vorgesehene und vorgeschriebene Funktionen durchführen.
Hinzu kommt aktuell die Schließung der OBD-Schnittstelle. Die Schließung wird notwendig, da fortlaufend und zunehmend Fahrzeuge in den Markt kommen, die mit immer mehr erweiterten Fahrassistenzsystemen (FAS | ADAS) ausgestattet sind. Ab Mai 2022 werden diese Fahrassistenzsysteme, die vom Fahrer nicht mehr deaktiviert werden können, europaweit über die Typgenehmigung Pflicht. Dann muss der Fahrzeughersteller für die ordnungsgemäße Funktion garantieren.
Jeder nicht herstellerkonforme Eingriff in die Fahrzeugsoftware wird somit für die durchführende Werkstatt zum Haftungsrisiko. Schließlich muss nach einem Unfall im Zweifel vor Gericht jemand dafür einstehen, wenn die Systeme nicht ordnungsgemäß funktionieren und dadurch Sachschäden oder gar Personenschäden verursacht worden sind. Mit der Schließung der OBD-Schnittstelle stellt der Fahrzeughersteller sicher, dass über das Herstellerdiagnose-System herstellerkonform gearbeitet werden kann. Dieses wird z.B. über die Diagnoseprotokolle dokumentiert.
Marktveränderungen und Anforderungen
Wer als unabhängiger Kfz-Unternehmer denkt, er würde als "FREIE WERKSTATT", die an allen Marken zu möglichst niedrigen Preisen Leistungen erbringt, noch langfristig erfolgreich sein können, der ist auf dem Irrweg. Gewohnte Diagnoselösungen funktionieren nicht mehr. Reparaturdurchläufe werden zu lang, zu unrentabel, zu oft müssen Sie zur Vertragswerkstatt. Dokumentationsaufgaben und Informationsrecherchen fressen zu viel Zeit. Schadensteuerung, mitgebrachte Teile und das Internet sorgen für Preisdruck. Mitarbeiter, die Sie weiterbringen würden, finden Sie nicht oder diese interessieren sich nicht für Ihren Betrieb. Sie arbeiten immer mehr, doch es bleibt viel zu wenig übrig. Ihre Tage sind von Hektik geprägt, Sie kämpfen sich jeden Tag durch. Und wann waren Sie das letzte Mal im Urlaub?
Fazit
Seien Sie mutig, machen Sie Dinge „ANDERS“ als bisher. Nutzen Sie die Chancen, die sich durch die Marktveränderungen ergeben. Erschließen Sie neue Kundengruppen. Entscheiden Sie sich bewusst für die Zukunft. Definieren Sie Ihre Hausmarken und entscheiden Sie sich ganz bewusst dazu, für diese Marken Herstellerdiagnosekompetenz aufzubauen.